spenden
sie hatte ihn um geld gebeten. nicht für sich selbst selbstverständlich. für den guten zweck. kinder sollten gerettet werden. er hatte sie wieder nicht gefragt, wie viel denn bei ihr hängen bleiben würde. sie, also das mädchen, dass sich ihm als lena vorgestellt hatte, hatte er natürlich noch nie gefragt und auch nicht fragen können, sah er sie doch zum ersten mal, aber in den vorangegangenen malen, in denen er von der sinnhaftigkeit einer einzugsermächtigung auf sein bankkonto überzeugt werden sollte, ein versuch der sich in schöner regelmäßigkeit wiederholte, hatte sich in ihm ein gespräch entwickelt, das auf die frage zielte, wieviel provision bei einem erfolgreichen abschluss beim jeweiligen vermittler landen würde. er erinnerte sich an eine aussage, dass praktisch die erste jahresrate zur gänze an die agentur fließen würde, die wiederum einen teil davon an die armen menschen auf der strasse weiterleiteten. er hatte aber dieses gespräch noch nie nach außen hin geführt - ihn befiel stets das gefühl angelogen zu werden, ein gefühl das ihm außerordentlich missfiel, und so hatte er auch lena nicht gefragt. während er weiterging ließ er seine vorbereiteten sätze ablaufen, im stillen, hörte als antworten alles mögliche, wuchs in seinen erwiderungen an eloquenz und schlagfrertigkeit bis sie sagen müsste ja du hast recht, das ist keine problemlösung, der fokus gehörte woanders hin. wir müssen uns etwas neues überlegen. aber er ging alleine weiter und sie antwortete nicht wirklich sondern nur in seinen gedanken und sie erkannte nicht wirklich sondern nur in seiner vorstellung. und als er eine stunde später den gleichen weg zurück ging und sie wieder sah, war er bereits fertig, konnte ihr entspannt zunicken und ihr ratloses lächeln wich in dem augenblick, in dem er aus ihrem blickwinkel entschwunden war, und sie sich dem nächsten passanten in den weg stellte, mit der bescheiden unverschämten phrase nur zwei minuten.
Bassing - 7. Dez, 00:23
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