texte

Freitag, 7. Dezember 2007

spenden

sie hatte ihn um geld gebeten. nicht für sich selbst selbstverständlich. für den guten zweck. kinder sollten gerettet werden. er hatte sie wieder nicht gefragt, wie viel denn bei ihr hängen bleiben würde. sie, also das mädchen, dass sich ihm als lena vorgestellt hatte, hatte er natürlich noch nie gefragt und auch nicht fragen können, sah er sie doch zum ersten mal, aber in den vorangegangenen malen, in denen er von der sinnhaftigkeit einer einzugsermächtigung auf sein bankkonto überzeugt werden sollte, ein versuch der sich in schöner regelmäßigkeit wiederholte, hatte sich in ihm ein gespräch entwickelt, das auf die frage zielte, wieviel provision bei einem erfolgreichen abschluss beim jeweiligen vermittler landen würde. er erinnerte sich an eine aussage, dass praktisch die erste jahresrate zur gänze an die agentur fließen würde, die wiederum einen teil davon an die armen menschen auf der strasse weiterleiteten. er hatte aber dieses gespräch noch nie nach außen hin geführt - ihn befiel stets das gefühl angelogen zu werden, ein gefühl das ihm außerordentlich missfiel, und so hatte er auch lena nicht gefragt. während er weiterging ließ er seine vorbereiteten sätze ablaufen, im stillen, hörte als antworten alles mögliche, wuchs in seinen erwiderungen an eloquenz und schlagfrertigkeit bis sie sagen müsste ja du hast recht, das ist keine problemlösung, der fokus gehörte woanders hin. wir müssen uns etwas neues überlegen. aber er ging alleine weiter und sie antwortete nicht wirklich sondern nur in seinen gedanken und sie erkannte nicht wirklich sondern nur in seiner vorstellung. und als er eine stunde später den gleichen weg zurück ging und sie wieder sah, war er bereits fertig, konnte ihr entspannt zunicken und ihr ratloses lächeln wich in dem augenblick, in dem er aus ihrem blickwinkel entschwunden war, und sie sich dem nächsten passanten in den weg stellte, mit der bescheiden unverschämten phrase nur zwei minuten.

Samstag, 24. März 2007

zynismus

ich bin nicht zynisch.

Freitag, 17. November 2006

vor dem schnee

dieser text ist doch schon bald 2 jahre alt - kommt trotzdem hier rein - einfach weil der titel wieder aktuell wird.
eine art hörspiel - vielleicht bald auch als audio verfügbar:

vor dem schnee

9632825 guten tag sprechen sie mit mir ich höre ihnen zu gebe antwort fragen sie warten sie auf mich ich komme werde bei ihnen sein

ich wollte sprechen nicht hören nicht fragen keine antwort suche mein freizeichen

komm vorbei du störst nicht kein bisschen habe gegessen und getrunken und an dich geschrieben in ein briefkuvert versenkt das was es wurde und eine anschrift draufgesetzt mich niedergelassen mit der flasche bier in der hand eingesunken hochgeschreckt von deinem ton

wo ist mutter


ich habe geschrieben aber nicht abgeschickt habe geschrieben aber nicht aufgepasst und bin vorbeigegangen an dem kasten

Und wo ist vater

Aufs atmen nicht vergessen

Ja ist denn niemand hier


Doch - ich

-

Du hast nicht angerufen bist einfach gekommen so wie das immer deine art ist hast sturm geläutet dann die tür geöffnet. Wenn du die tür öffnest quietscht sie besonders laut dabei hast du gesagt du würdest sie ölen aber das hast du nie getan und wenn du jetzt so wie immer die tür quietschen lässt dann ist das weil du sie nicht geölt hast

Ich habe sie dann geölt

In der nacht vor dem schnee ging ich noch einmal hinaus. Der himmel war bedeckt kein stern zu sehen. Die luft stand still und meine finger zitterten. Und meine gedanken wollten fort aber gehen lassen konnte ich sie nicht. In der nacht vor dem schnee lag der boden offen. In der nacht vor dem schnee verlor ich mein feuerzeug.
Mutter, bist du das
und die lichter an der strasse gaben fahles licht. Und mein kopf war dumpf und die beine taub. Und eine unsagbare lust überkam mich mich niederzulegen, einzuschlafen.
Vater, du hier
Und als ich dort lag ertönte ein dröhnen. Aber das war die autobahn.
So stand ich auf und ging ins haus.


Du hättest liegen bleiben sollen

Ich bin noch einmal hinausgegangen. Ein sturm war losgebrochen. Die tür schlug auf und zu.

Du hättest drinnen bleiben sollen

Mutter, vater

Du hättest schweigen sollen

habe keine antwort bekommen. Nur der sturm hat getobt und die autobahn gedröhnt.

Geh nach hause

Will keine antwort – die tür hat gequietscht.

Die tür hat gequietscht

In der nacht vor dem schnee. Und dann fielen die ersten flocken.

Du hast angerufen ich habe gesagt komm vorbei aber jetzt will ich allein sein.

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