Freitag, 17. November 2006

vor dem schnee

dieser text ist doch schon bald 2 jahre alt - kommt trotzdem hier rein - einfach weil der titel wieder aktuell wird.
eine art hörspiel - vielleicht bald auch als audio verfügbar:

vor dem schnee

9632825 guten tag sprechen sie mit mir ich höre ihnen zu gebe antwort fragen sie warten sie auf mich ich komme werde bei ihnen sein

ich wollte sprechen nicht hören nicht fragen keine antwort suche mein freizeichen

komm vorbei du störst nicht kein bisschen habe gegessen und getrunken und an dich geschrieben in ein briefkuvert versenkt das was es wurde und eine anschrift draufgesetzt mich niedergelassen mit der flasche bier in der hand eingesunken hochgeschreckt von deinem ton

wo ist mutter


ich habe geschrieben aber nicht abgeschickt habe geschrieben aber nicht aufgepasst und bin vorbeigegangen an dem kasten

Und wo ist vater

Aufs atmen nicht vergessen

Ja ist denn niemand hier


Doch - ich

-

Du hast nicht angerufen bist einfach gekommen so wie das immer deine art ist hast sturm geläutet dann die tür geöffnet. Wenn du die tür öffnest quietscht sie besonders laut dabei hast du gesagt du würdest sie ölen aber das hast du nie getan und wenn du jetzt so wie immer die tür quietschen lässt dann ist das weil du sie nicht geölt hast

Ich habe sie dann geölt

In der nacht vor dem schnee ging ich noch einmal hinaus. Der himmel war bedeckt kein stern zu sehen. Die luft stand still und meine finger zitterten. Und meine gedanken wollten fort aber gehen lassen konnte ich sie nicht. In der nacht vor dem schnee lag der boden offen. In der nacht vor dem schnee verlor ich mein feuerzeug.
Mutter, bist du das
und die lichter an der strasse gaben fahles licht. Und mein kopf war dumpf und die beine taub. Und eine unsagbare lust überkam mich mich niederzulegen, einzuschlafen.
Vater, du hier
Und als ich dort lag ertönte ein dröhnen. Aber das war die autobahn.
So stand ich auf und ging ins haus.


Du hättest liegen bleiben sollen

Ich bin noch einmal hinausgegangen. Ein sturm war losgebrochen. Die tür schlug auf und zu.

Du hättest drinnen bleiben sollen

Mutter, vater

Du hättest schweigen sollen

habe keine antwort bekommen. Nur der sturm hat getobt und die autobahn gedröhnt.

Geh nach hause

Will keine antwort – die tür hat gequietscht.

Die tür hat gequietscht

In der nacht vor dem schnee. Und dann fielen die ersten flocken.

Du hast angerufen ich habe gesagt komm vorbei aber jetzt will ich allein sein.

der tag des stolpernden gedichts

Früh des Sommertagesgeschehens
Streckt es vorsichtig den linken
Zeh hervor
Blinzelt von A nach B
Und zurück
Und stürzt
Im Nihilistischnaseweisgedanken
Breitseitig zu Boden
Wieder einmal nichts gefunden
Röchelte es noch.

beginn

[...]
Und ich will
Ich will
Ich will beginnen
Ich will von neuem beginnen
[...]

(Der Kaiser der Verluste / Jan Fabre)

in diesem sinne habe ich die alten einträge mal offline gestellt auf das ein frischer wind die virtuellen seiten durchblättern möge ..

[...]
Manchmal muss man hellwach sein
Um den Sinn des Unsinns zu erkennen
[...]


viel spaß!

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