Sonntag, 4. Februar 2007

das rad

auf dem schreibblock meines geistes findet sich bloß ein einziges wort. im blocksatz auf die volle breite gezerrt. von blockflötengeträller untermal, überlagert. ich ging noch einmal um den häuserblock, mit dem rotwein in der hand und den hunden an der leine. vorbei an den steinblöcken, die den weiteren weg für autos sperren. hier geht es nicht weiter, höhnten sie. ich will gar nicht weiter, höhnte ich zurück. und fühlte mich gehörnt von meiner eitelkeit die mir die aufgabe meines blockade-spieles erlaubte, die mir mit einem mal auch mein plumpes höhenhorn verzieh. ein wüster stummer unbewegter machtkampf breitete sich aus zwischen steinen und mir. die hunde liefen frei und erschufen ähnlichkeit mit städtischen hydranten aber ich blieb starr, auch wenn ich längst wusste, dass ich in keinem auto saß.
kennst du das, sagte ich mir, dass du dich unterwirfst der nicht vorhandenen einschränkung, und ich antwortete ja, aber das muss nicht trotz sein, und wenn es trotz ist, wäre es vielleicht dennoch trotz diesen trotz zu brechen. und mit leidenschaft hätte ich auf die wiese gerotzt aber da war meine eitelkeit noch vor.
und dann sagte ich mir noch, und hörte ich mich noch vielleicht ist es nicht immer pflicht zu enttäuchen, und vielleicht wird nicht jede erfüllung sofort als gefälligkeit gesehen. vielleicht nimmst du dich zu wichtig und willst so wichtig sein.
und dann fällt mir nietzsche ein und dass es manchmal vielleicht doch gut ist wenn das rad stets aufs neue erfunden wird.

Dienstag, 30. Januar 2007

worte und schreiben und denken

manche worte sind in mir - einfach so. einmal gehört. mehrfach gehört. semipermeable membran. polymorphismus. insinuieren. surm. manche worte sind schon länger da und manche kommen und gehen und kommen wieder. obrigado. iswenijte. und dann umzingeln mich manche mit anlassiger penetranz, schieben sich vor, bis sie gedacht, am besten gesagt oder geschrieben wurden und hinterlassen den fahlen nachgeschmack aufgezwungener befriedigung. "du entrinnst ihm nicht, dem prophanen manierismus", triumphieren sie. vorsicht voranstellend entbehre ich also dem ungebräuchlichen. reduziere auf ich will, ich kann, das ist. da quillt der geifer, "hasch mich, ich bin dein wortschatz", da lauert der vorbehalt "auf die grammatik kannst du nicht flüchten", da möchte ich diese eitelkeit einfach auskotzen. den gedanken, ein wort nicht wieder zu verwenden oder gerade doch. den punkt dann extra setzen. warum. warum nicht warum? da sollte sich diese kotze einfach ergießen und alles begraben. das vorige. das wörter klauben. die zwängelnde klauberei erdachter realitäten. wie kann denn das gehen, das tempo erhöhen. da muss doch nachgedacht werden. da muss doch nachgedacht werden. da muss doch wiederholt werden um die bedeutung die das jetzt gerade hat festzuhalten. und ist nicht dieses tippen, dass mir jeden fehler dankbar wieder entfernt wieder von mir entfernen lässt nicht einfach nur verlogen so dass ich das doch viel mehr genieße wenn ich dann vor einem papier sitze und durchgestriches vor mir sehe. und eingefügtes. einge.. wenn es dann hängt wie der kehlkopf der oben bleibt weil nicht geatmet werden darf. wenn es dann oben bleibt wie der kehlkopf der nur noch krächzen kann und wieder hohl wird. weil die luft doch wieder raus muss. und weil der mensch doch schlafen muss.
wörter sind intim. sie wünschen respekt. worte sind gedanken, wenn sie nicht phrasen sind und wenn sie phrasen sind sind phrasen gedanken. gedanken fordern respekt.

Montag, 29. Januar 2007

zug umd zug

zug um zug bis nur der filter bleibt
zug um zug bis zum matt


unmittelbarst erhascherstest du mich
da krault die zunge durch den speichel
gurrt das liebchen lieb mich
an den hals
gedichte mich doch einmal ohne tod
liebgurrte es mich

zug um zug gedichte mich
gurrt liebchen mich
gedichte mich
entzwei

kopf fuss und hals und bruste mich
rück hint und haar und arme mich
hand bein und zahn und lippe mich
nas zeh und kinn und knoche mich
herbei

so leicht entodst du mir nicht
reimst reimernste verse
unversehen der unversehrten ferse
schon gefangen
schälkchen
am schlaffitchen gepackt das schneewittchen
halbseidenen halbverstricken reimtumors
entsprungenen dem

hermafrod lächerlst mich hinweg
zug um zug
ade

schreiben und klang

bestandsaufnahme. es ist immer wichtig zu wissen was man hat sagen sie. sagt wer? sie. sie sagen es, sie, die ich höre und die sich in mir festsetzen. es ist immer wichtig zu wissen was man kann. was man nicht kann, höre ich. was du hast und was du kannst ist was du bist, hört es sich an. für mich. das habe ich als meinung. das kann ich hören darin. das bin ich, der das hört und so versteht, auch wenn es niemand sagt zu mir.
ich bestehe auch ohne bestand. versuche ich zumindest. beständig. bodenständig. erdig. da ist dieses stück, heimatstöhnen, das ist erdig. das besteht für mich, ohne das ich weiß was es hat, was es kann. das erdet. kislinger - aus der erinnerung hätte ich i-e geschrieben. aus meiner erinnerung an einen klang den ich nie von jemandem anderen gehört habe. vielleicht doch. aber diesbezügliche fremdklänge scheinen mir fern, wie nicht vorhanden.
schreiben aus klang, dem inneren. da rattert eine stimme stetig vor sich hin höre ich mich denken. manchmal stockt, stolpert, hurpselt es weiter. und manchmal ist da stille. unterwegs habe ich gezählt. laut, nicht allzu laut, es ging wind und es hat mich wohl niemand gehört. bis knapp vierhundert. jeden zweiten schritt. schritt. schritt. csikszentmihalyi; ich bin mir manchmal nicht sicher ob nicht die monotonie mir größere erquickung beschert als wilde abwechslung. verantwortung und herausforderung. verantwortung und herausforderung sind oft fremddefiniert. höre ich oft. und dann wird die verbundene tätigkeit aktivität. wird auf ein podest gestellt und besteht dort auf ihre herausforderung. fordert ihre verantwortung und ihren verantwortungsvollen umgang. und dann bin ich auf der spannungsschiene der anderen. und plötzlich strengt es an.

schreiben und lesen

hier steht lakonisch titel und text. hier im eingabeformular. formular ist vielleicht übertrieben, aber es gibt eben zwei felder, eines für titel und eines für text. sollte ich schon wissen was unter titel einzutragen ist? wenn das hier bestätigt wird, sichtbar wird für andere ist bereits ein titel vorhanden, einer den ich jetzt noch nicht kenne. also das schreiben und das lesen im zusammenspiel. bei manchen zeitungsartikeln lese ich nicht den titel. bei manchen nicht diesen "starter", für den es irgendeinen fachbegriff gibt, der mir jetzt nicht einfällt. alle drei komponenten sollten unabhängig voneinander bestand haben können. bei manchen ist das nicht der fall, das fällt mir dann auf.
jetzt habe ich den titel eingetragen. ist das relevant? nicht der titel, der zeitpunkt? ein theaterstück ist vollständig wenn es aufgeführt wird. nicht wenn es geschrieben wird, nicht wenn es geschrieben wurde, nicht wenn es gelesen wird, nicht wenn es geprobt wird, ja selbst bei der geschlossenen generalprobe ist es noch nicht das was es ist. es wird durch die reflexion im zuschauer. der roman wird gelesen. muss gelesen werden um zum roman zu werden. das gedicht braucht meist das gesprochene wort.
gibt es texte die nicht gelesen werden? die morgenseiten. in der form in der ich sie bei julia cameron kennengelernt habe werden sie nur geschrieben. nicht wieder gelesen. unter verschluss gehalten. selbst hier gibt es natürlich die option sie einmal zu lesen. aber nicht sofort und auch nicht in absehbarer zeit. ist es dann text?
und was ist ein blog der von niemandem gelesen wird? ein text für den die theoretische möglichkeit besteht, von jedem menschen der welt mit zugang zum internet gelesen zu werden. gedanken im ausgestellten aquarium in einer abgeschiedenen abteilung des museums allgemeinplätzlicher kuriositäten.
so etwas wie das auslegen einer angel ohne köder.

Sonntag, 28. Januar 2007

sprache und denken und ich

schreiben und worte. wenn sprache ansich mein fetisch ist, was ist dann die schrift? das selber schreiben. meinem gestörten körper die "niederlegung" abringen? vielleicht ist das nicht-denken einfach die loslösung vom linearen sprachgedanken. vielleicht ist es aber auch mehr. vielleicht sind die bildgedanken zwar weniger linear und dennoch eine barriere zur unmittelbarkeit. ich korrigiere: nicht vielleicht, sogar ziemlich sicher. und dennoch vermag sprache die linearität der zeit zu durchbrechen. rein per definition über die sprache, das sprechen von vergangenheit und zukunft, aber auch als erfahrensschlüssel der die körperfremde existenz, aber nicht nur die, sondern bis hin zu nervenaktionen, über die zeit tragen kann. ein unsatz der nicht mehr korrekturgelesen wird (wurde, und auch jetzt einfach abgetippt wurde). die sprache ist die rebellion gegen die zeit
neben der reflexion von wirklichkeit ist sprache auch zur schaffung von wirklichkeit imstande. die sprachlosigkeit ist entmenschlichung des menschen, da sie ihn in die bedingungslosigkeit der gegenwart zwingt. der freie mensch kann die gegenwart wählen weil er sie erkennt. weil er das spektrum des möglichen zur wirklichkeit verdichtet. und weil für den menschen diese verdichtung zwar nicht weniger bedingungslos aber frei erkannt und also gewählt wurde.
die wirklichkeit aller möglichkeiten wird hierdurch nicht beeinträchtigt. und unbedingt darf festgehalten werden, dass es dort spannend, also lebenswert wird, wo sich zwei erkannte wirklichkeiten überlappen. überschneiden bzw. zu einer werden.

elf tage ...

gestern habe ich also nach elf tagen meine alkohol abstinenz abge-/unterbrochen. schuld war wohl diese familienfeier, die es mir unmöglich machte den angebotenen wein abzulehnen. unmöglich wäre es natürlich nicht gewesen, aber es hätte wohl eine nachfrage gegeben, und ich wäre mit meiner antwort im sand stecken geblieben. sie hätte mich nicht zufrieden gestellt, oder die reaktion auf meine antwort hätte mich verärgert. es war also einfacher, mich mit einem ja, danke zu begnügen, und dann ein glas wirklich guten rotwein zu trinken. und heute kam dann die fortsetzung, wieder in form eines rotweins zum mittagessen. und jetzt ist es also mein bier, mein erstes seit zwölf tagen, und es schmeckt wieder so wie bier schmecken soll.
und irgendwie konnte ich mir auch erklären, warum das jetzt heute in ordnung sei. und ich habe bedenken. und diese bedenken könnten bedeuten, dass ich tatsächlich also abhängig bin, zumindest psychisch, oder das ich mir hier eine sucht suggeriere, was nicht weniger nervig wäre, weil es auf mich ziemlich den gleichen einfluss hat. eine phyische abhängigkeit schließe ich einmal aus, so sind in den letzten tagen keine erheblichen körperlichen reaktionen aufgetreten. abgesehen davon dass ich krank wurde, eine erkältung die sich aber sehr leicht auch anders erklären lässt. tatsächlich hatte ich aber ganz im gegenteil das gefühl einer ungewohnten klarheit. speziell abends. auch wenn sich mein alkoholkonsum ohnehin schon stark reduziert hatte, ich also nicht mehr das gefühl eines rausches hatte, auch nicht in abgeschwächter form, nein überhaupt nicht, und dennoch gab es da in diesen knapp zwei wochen eine veränderung.
dieses bier jetzt ist kühl und herb. und mir fielen noch eine attribute ein, die es als wahrhaften genuss begreiflich machen könnten

Freitag, 17. November 2006

vor dem schnee

dieser text ist doch schon bald 2 jahre alt - kommt trotzdem hier rein - einfach weil der titel wieder aktuell wird.
eine art hörspiel - vielleicht bald auch als audio verfügbar:

vor dem schnee

9632825 guten tag sprechen sie mit mir ich höre ihnen zu gebe antwort fragen sie warten sie auf mich ich komme werde bei ihnen sein

ich wollte sprechen nicht hören nicht fragen keine antwort suche mein freizeichen

komm vorbei du störst nicht kein bisschen habe gegessen und getrunken und an dich geschrieben in ein briefkuvert versenkt das was es wurde und eine anschrift draufgesetzt mich niedergelassen mit der flasche bier in der hand eingesunken hochgeschreckt von deinem ton

wo ist mutter


ich habe geschrieben aber nicht abgeschickt habe geschrieben aber nicht aufgepasst und bin vorbeigegangen an dem kasten

Und wo ist vater

Aufs atmen nicht vergessen

Ja ist denn niemand hier


Doch - ich

-

Du hast nicht angerufen bist einfach gekommen so wie das immer deine art ist hast sturm geläutet dann die tür geöffnet. Wenn du die tür öffnest quietscht sie besonders laut dabei hast du gesagt du würdest sie ölen aber das hast du nie getan und wenn du jetzt so wie immer die tür quietschen lässt dann ist das weil du sie nicht geölt hast

Ich habe sie dann geölt

In der nacht vor dem schnee ging ich noch einmal hinaus. Der himmel war bedeckt kein stern zu sehen. Die luft stand still und meine finger zitterten. Und meine gedanken wollten fort aber gehen lassen konnte ich sie nicht. In der nacht vor dem schnee lag der boden offen. In der nacht vor dem schnee verlor ich mein feuerzeug.
Mutter, bist du das
und die lichter an der strasse gaben fahles licht. Und mein kopf war dumpf und die beine taub. Und eine unsagbare lust überkam mich mich niederzulegen, einzuschlafen.
Vater, du hier
Und als ich dort lag ertönte ein dröhnen. Aber das war die autobahn.
So stand ich auf und ging ins haus.


Du hättest liegen bleiben sollen

Ich bin noch einmal hinausgegangen. Ein sturm war losgebrochen. Die tür schlug auf und zu.

Du hättest drinnen bleiben sollen

Mutter, vater

Du hättest schweigen sollen

habe keine antwort bekommen. Nur der sturm hat getobt und die autobahn gedröhnt.

Geh nach hause

Will keine antwort – die tür hat gequietscht.

Die tür hat gequietscht

In der nacht vor dem schnee. Und dann fielen die ersten flocken.

Du hast angerufen ich habe gesagt komm vorbei aber jetzt will ich allein sein.

der tag des stolpernden gedichts

Früh des Sommertagesgeschehens
Streckt es vorsichtig den linken
Zeh hervor
Blinzelt von A nach B
Und zurück
Und stürzt
Im Nihilistischnaseweisgedanken
Breitseitig zu Boden
Wieder einmal nichts gefunden
Röchelte es noch.

beginn

[...]
Und ich will
Ich will
Ich will beginnen
Ich will von neuem beginnen
[...]

(Der Kaiser der Verluste / Jan Fabre)

in diesem sinne habe ich die alten einträge mal offline gestellt auf das ein frischer wind die virtuellen seiten durchblättern möge ..

[...]
Manchmal muss man hellwach sein
Um den Sinn des Unsinns zu erkennen
[...]


viel spaß!

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